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Scopolamin – überraschende Fakten zum Arzneimittel

Scopolamin – überraschende Fakten zum Arzneimittel

Scopolamin ist ein vielseitig einsetzbares Arzneimittel, das nicht nur in der Augenheilkunde zum Einsatz kommt. Um den ehemals als Wahrheitsserum genutzten Wirkstoff ranken sich bis heute einige Mythen und falsche Annahmen. Was es mit Scopolamin wirklich auf sich hat, welche Anwendungsgebiete dafür heute noch existieren und Antworten auf viele weitere spannende Fragen erhältst du hier.

Was ist Scopolamin?

Scopolamin ist ein Alkaloid, das sich chemisch von Tropan ableitet. Alkaloide sind Sekundärstoffe, die von Pflanzen und teilweise auch von Tieren gebildet werden. Scopolamin kommt in der Natur in vielen Nachtschattengewächsen wie dem Stechapfel, Engelstrompete, Alraunen oder Bilsenkraut vor. Die Pharmakologie ist heute inzwischen jedoch überwiegend dazu übergegangen, den Wirkstoff biosynthetisch herzustellen, statt ihn direkt aus den Nachtschattengewächsen zu gewinnen. Diese Methode ist einfach effektiver. Als Monohydrat handelt es sich bei Scopolamin um ein weisses Pulver, welches geruchs- und geschmacksneutral ist. Ein weiterer in der Pharmakologie geläufiger Name ist Hyoscin.

Wie unterscheidet sich Scopolamin von Atropin?

Hyoscin und Atropin haben eine ähnliche chemische Struktur. Beide Stoffe zeigen eine gute Fettlöslichkeit. Scopolamin löst sich in Wasser jedoch deutlich besser auf. Bei oraler Einnahme nimmt der Körper Atropin stärker auf. Ein Vorteil von Scopolamin ist die geringere Halbwertszeit. Die Wirkdauer liegt damit etwas niedriger, was den Stoff für den Einsatz bei einer ärztlichen Untersuchung attraktiver macht. Ein Nachteil ist hingegen, dass Scopolamin in seiner Ursprungsform leichter die Blut-Hirn-Schranke überwinden und am Zentralen Nervensystem wirken kann.

Zu welcher Wirkstoffgruppe gehört Scopolamin?

Scopolamin kann zwei Wirkstoffgruppen zugeordnet werden. Es handelt sich dabei einerseits um einen Muscarinrezeptor-Antagonisten. Muscarin ist ein Botenstoff im Körper, der an den Acetylcholin-Rezeptor bindet und diesen Neurotransmitter aktiviert. Bindet Muscarin dort an, dann kommt es zu einer Reizweiterleitung. Scopolamin blockiert jedoch den Rezeptor, ohne eine Reizweiterleitung auszulösen. Acetylcholin wirkt besonders im vegetativen Nervensystem. Hierbei handelt es sich um das Nervensystem, das den gesamten Körper durchzieht und Körperfunktionen und Muskelaktivitäten steuert, auf die du willentlich keinen Einfluss nimmst. Andererseits zählt Scopolamin wegen dieser Eigenschaften auch zu den Antiemetika. Hierbei handelt es sich um Arzneimittel, die Brechreiz und Übelkeit unterbinden.

Welche therapeutische Wirkung hat Scopolamin?

Durch seine Wirkung auf das vegetative Nervensystem kann Hyoscin sehr vielfältig eingesetzt werden:

  • Bei Reisekrankheit zur Unterdrückung von Übelkeit und Brechreiz.
  • Schmerzlindernd, da es krampflösend auf die glatte Muskulatur des Verdauungstrakt und der Gallenwege wirkt.
  • In der Augenheilkunde kommt es in Form von Augentropfen für die ärztliche Untersuchung zum Einsatz, aber auch als therapeutisches Mittel bei bestimmten Augenerkrankungen.
  • Bei übersteigertem Speichelfluss. In der Palliativmedizin macht man sich diesen Effekt zunutze, um Rasselatmung abzumildern.

Wir wirkt Scopolamin als Augentropfen?

In der Schweiz ist Scopolamin ausschliesslich in Form von Augentropfen erhältlich. Die Augentropfen enthalten Atropin, Scopolamin oder andere Parasympatholytika. Diese Wirkstoffe hemmen den Parasympathikus, ein Bestandteil des vegetativen Nervensystems, wodurch sich die Pupille nicht zusammenziehen kann. Das erleichtert die Untersuchung beim Augenarzt. Medikamente mit einer solchen Wirkung werden als Mydriatikum bezeichnet. In anderen Ländern sind Pflaster und andere Arzneimittel mit dem Wirkstoff erhältlich, die bei Reisekrankheit genutzt werden. In der Schweiz kannst du lediglich das Derivat Scopolaminbutylbromid frei in Apotheken erwerben, da es wegen seiner chemischen Struktur nicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und hauptsächlich als krampflösendes Mittel bei Beschwerden des Verdauungstraktes genutzt wird.

Warum ist der Missbrauch in Form von Drogen so gefährlich?

Scopolamin kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und das zentrale Nervensystem beeinflussen. Eine missbräuchliche Einnahme kann wie bei ähnlichen Drogen zu Halluzinationen, Apathie und Willenlosigkeit führen. In den 1950er Jahren wurde der Wirkstoff besonders in den USA zur Befragung von Kriminellen eingesetzt und war als Wahrheitsserum bekannt. In einigen Ländern Südamerikas sollen sich Kriminelle diese Wirkung nach wie vor zunutze machen. Berichte über die Nutzung von Scopolamin zum Drogenmissbrauch haben sich in Europa bisher nicht in grösserem Umfang bestätigt. Vorsicht ist dennoch geboten, denn eine Überdosierung kann zu Atemlähmung und Koma führen und tödlich enden. Besonders gefährlich ist die Gewinnung des Wirkstoffs aus Pflanzen wie dem Stechapfel, da die Konzentration bei jeder Pflanze unterschiedlich und so die Dosis nicht einschätzbar ist. Die therapeutische Breite von Scopolamin ist sehr gering. Daher sollte die Dosierung ausschliesslich von einem behandelnden Arzt eingestellt und überwacht werden. Da die Rauschwirkung jedoch nur bei einer Überdosis einsetzt und diese lebensbedrohlich ist, solltest du von einer Verwendung als Drogenersatz unbedingt absehen.

Welche Nebenwirkungen können nach der Einnahme auftreten?

Die Einnahme von Scopolamin kann einige unerwünschte Wirkungen mit sich bringen. Dazu gehören:

  • Hyperthermie (stark erhöhte Temperatur, die nicht auf fiebersenkende Medikamente anspricht)
  • Mundtrockenheit
  • Benommenheit, Schwindel, Koordinationsschwierigkeiten, Schläfrigkeit, Unruhe, Halluzinationen und Verwirrung
  • Hautausschläge und Juckreiz
  • Bei der Verwendung von Augentropfen kann es zu Bindehautentzündung, Schwellungen am Augenlid und Lichtempfindlichkeit kommen. Ausserdem kann die Pupillenerweiterung zu Sehstörungen wie Verschwommensehen und einer vorübergehenden Erhöhung des Augendrucks führen.
  • In seltenen Fällen kommt es zu Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.

Bei Verdacht einer Überdosierung muss der Arzt Schritte einleiten, wie sie auch bei einer Atropinvergiftung üblich sind. Dabei ist es wichtig, die Körpertemperatur zu senken und die künstliche Beatmung einzuleiten, darüber hinaus werden Gegenmittel verabreicht, die die Wirkung des Scopolamins im Körper unterbinden sollen.

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